In weniger als vier Monaten hat COVID-19 fast alle Erwartungen für 2020 auf den Kopf gestellt. Nun gilt es, sich in der neuen Normalität zurecht zu finden. Wir haben vier Kräfte identifiziert, welche die neue Normalität beeinflussen werden und Schritte definiert, wie Unternehmen damit erfolgreich werden:
1. Die Metamorphose der Nachfrage
Jeder hat gesehen, dass die Pandemie die Nachfrage ins Internet verlagert hat. Doppelt so viele Kunden kaufen heute zum Beispiel online Lebensmittel ein. Über alle Kategorien hinweg ist die Zahl der Verbraucher, die jetzt digitale Kanäle nutzen, im Durchschnitt um etwa 20 bis 25 Prozent gestiegen. Und fast 40 Prozent des Wachstums bei digitalen Waren und Dienstleistungen entfallen auf Erstkonsumenten, die zum ersten Mal digital einkaufen.
Doch dieses Verhalten ist keineswegs universell. Im Bankwesen haben jüngste Umfragen ergeben, dass 20 Prozent der Privatkunden davon ausgehen, dass sie mobile Bankdienstleistungen mehr oder weniger nutzen werden.
Die Planung der Nachfrage ist ausserordentlich anspruchsvoll. Viele makroökonomische Erholungsszenarien liegen auf dem Tisch, jedoch gibt es grosse Unterschiede hinsichtlich des Zeitpunkts und der Stärke einer Erholung der Nachfrage. Die wirtschaftliche Erholung in China war eine der schnellsten der Welt, doch der Verbrauch ist immer noch mehr als 20 Prozent niedriger als vor dem Ausbruch.
2. Rasche Veränderungen bei den Arbeitnehmenden
Einerseits ist mit einer höheren Arbeitslosigkeit zu rechnen, andererseits gibt es in einigen Industriezweigen Engpässe. Viele Menschen können aufgrund von Gesundheitsproblemen nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, einschliesslich kranker, in Quarantäne gestellter, pflegebedürftiger oder infektionsgefährdeter Arbeitnehmer. Aber auch Arbeitgeber stellen fest, dass neu benötigte Fähigkeiten Mangelware sind, wie z.B. digitale Verkaufsfähigkeiten im B2B-Aussendienst, produktivitätsbasierte Managementtechniken in einer Zeit, in der die Produktivität schwieriger zu messen ist, und viele andere.
Andere Veränderungen erschüttern die Belegschaft. Für Angestellte ist die Fernarbeit zur neuen Norm geworden. Einige sind begeistert von ihrer grösseren Produktivität und Flexibilität sowie vom Zeitgewinn wegen der ehemals langen, stressigen Arbeitswege. Andere können es kaum erwarten, wieder ins Büro zurückzukehren: Für sie sind das Fehlen eines Home-Office und die Unfähigkeit, Arbeit und Leben zu trennen, die Hauptursachen für Stress. Wenn Unternehmen schliesslich neue Modelle der Fern- und Vor-Ort-Arbeit ausprobieren, entstehen neue Herausforderungen, wie z.B. sehr unterschiedliche Subkulturen für diese beiden Gruppen von Arbeitnehmern – mit sehr unterschiedlichen Normen, Erwartungen der Arbeitgeber und Teamgesundheit.
3. Verschiebungen in der Regulierung
Regulatoren und Regierungen auf der ganzen Welt wenden unterschiedliche Philosophien der öffentlichen Gesundheit anwenden. Für Unternehmen, die sich über mehrere geografische Regionen erstrecken, wird es eine grosse Herausforderung, Konsistenz zu gewährleisten. Unternehmensleiter sind verständlicherweise bestrebt, ihre Mitarbeiter zu schützen und gleichzeitig die Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten. Sie wissen, dass sie ein gewisses Produktivitätsniveau erreichen müssen, um die Zukunft ihrer Unternehmen zu sichern.
4. Zunehmende Informationen über Sicherheitsprotokolle
Die Erkenntnisse über die Verbreitung des Virus werden immer mehr. Daraus werden Sicherheitsvorkehrungen abgeleitet werden, welche in der neuen Normalität bestehen bleiben werden, z.B. könnten wir Erkenntnisse gewinnen, wie wir in Zukunft die Luftzirkulation im Gebäude organisieren.
Schritte, wie ein Unternehmen in der neuen Normalität erfolgreich wird
Lassen Sie uns eines vorwegnehmen: Erfolgreiche Unternehmen müssen flexibel und wachsam geführt werden. Eine Rückkehr zu alten Gewohnheiten ist ganz sicher der falsche Weg. Es braucht eine flexible Struktur, um den Ereignissen zuvorzukommen, anstatt auf sie zu reagieren. Neue Ansätze müssen schnell getestet werden, wirksamsten Lösungen zu bewahren und zu vertiefen und dem sich wandelnden Umfeld voraus zu sein. Im Folgenden skizzieren wir, wie Sie erfolgreich führen, welche Technologie Sie benötigen und welche Vorteile sich Ihnen bieten.
1. Antizipation: Das neue Käuferverhalten beobachten
Die nächsten 12 bis 18 Monate werden veränderlich sein. Ihre Kernaufgabe besteht darin, genau auf die Signale zu hören. Bedenken Sie das sich wandelnde Kaufverhalten. Um einen Kurs festzulegen, müssen Sie die Signale einer digitalen Verschiebung beobachten und entscheiden, wie stark Ihr Unternehmen davon betroffen ist.
Andere Signale könnten sich aus der Kundentreue ergeben: Bei der Öffnung nach Corona verändern sich Besucherzahlen an bestimmten Standorten und die dort getätigten Ausgaben kontinuierlich. Solche Beobachtungen können Entscheidungen über die Wiedereröffnung von Einzelhandelsgeschäften und Ideen zur Verbesserung des digitalen Erlebnisses liefern.
Auch das Verkaufspersonal ist durch die Veränderungen gefordert (z.B. digitaler Verkauf, für Mitarbeiter, die hauptsächlich im Aussendienst arbeiten). Als Unternehmer müssen Sie experimentieren, sehen, was funktioniert, und dann die Ergebnisse mit Ihren Mitarbeitenden teilen, sie schulen. Um das zu liefern, was die Kunden wünschen, müssen Unternehmen reibungslose digitale und kontaktlose Kundenerfahrungen aufbauen, was möglicherweise eine Aktualisierung der zugrunde liegenden IT-Architektur erfordert.
2. Zwei Fähigkeiten
Einerseits müssen Sie mit Ihrem Team auf ein klar definiertes Ziel hinarbeiten und daraus lernen. Dazu benötigen Sie keinen vermeintlich perfekten Plan. Andererseits müssen Sie aus diesen Aufgaben lernen, strategische Schritte auf klare Ansatzpunkte stützen, um dann die Organisation darauf auszurichten, diese Ideen schnell umzusetzen. Beispiele dafür könnten die Erschliessung neuer Vertriebskanäle, die beschleunigte Einführung neuer Produkte, die Schaffung neuer Geschäftsmodelle oder Fusionen und Übernahmen sein.
3. Verarbeitung der Signale: Die Datenplattform
Um erfolgreich Veränderungen zu erkennen, benötigen Sie eine Vielzahl von Datenquellen (nicht nur aus Ihren eigenen Betrieben, sondern auch von den Gesundheitsbehörden, politischen Ankündigungen und Wirtschaftsindikatoren). Ein flinkes Informationssystem kann Ihrem Unternehmen helfen, mit den raschen Veränderungen Schritt zu halten, z.B. wie Urlaubseinkäufe ohne Impfstoff aussehen werden, oder wie mit einem Wiederaufleben der Pandemie im Herbst umzugehen ist. Viele Unternehmen haben das meiste von dem, was benötigt wird.
4. Belastbarkeit als Erfolgskomponente
Die Fähigkeit, agil auf äussere Einflüsse zu reagieren, bestimmt die Belastbarkeit Ihres Unternehmens. So stellen Investoren und Unternehmen heute beispielsweise zunehmend die Frage, ob ihre Geschäftspartner unter den extremeren Umständen, die in den nächsten Jahren möglich erscheinen, wirklich etwas leisten können. Echte Belastbarkeit kann für viele Unternehmen ein wesentlicher Bestandteil des Überlebens sein und das nötige Polster für weitere Rückschläge bilden, die in den nächsten ein bis zwei Jahren bevorstehen könnten.